Am 19. Juni 2019 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit Prof. Dr. Helmut Klapper. Er war ein engagierter Experte der angewandten Limnologie und hat noch lange nach seiner Pensionierung als Lehrer weiter gewirkt und wissenschaftlich publiziert. Insbesondere im Osten Deutschlands war er vielen als geschätzter Fachmann und Vermittler zwischen wasserwirtschaftlicher Praxis und Wissenschaft gut bekannt.
Helmut Klapper wurde am 2. Juni 1932 in Rutenau (Schlesien) geboren. Nach Ende des 2. Weltkriegs musste er seine Heimat verlassen und wurde wie viele andere zum Flüchtling. Die Erlebnisse und Entbehrungen dieser Zeit haben ihn stark geprägt. In Genthin legte Helmut Klapper 1951 sein Abitur ab. Danach studierte er in Leipzig von 1951 bis 1956 Biologie. In seiner Diplomarbeit unter Leitung von Prof. Wetzel untersuchte er unter limnologischen Aspekten die Einläufen und Vorbecken der Saidenbach-Talsperre.
1956 begann er seine berufliche Laufbahn im VEB Wasserwirtschaft Magdeburg, aus dem bald die Wasserwirtschaftsdirektion Mittlere Elbe - Sude - Elde hervorging. Helmut Klapper war der erste Biologe in dieser Einrichtung. Er widmete sich dem Aufbau des biologischen Labors, führte das Biomonitoring in der Wasserwirtschaft ein und kartierte biologisch die Fließ- und Standgewässer des Großeinzugsgebietes Mittlere Elbe - Sude - Elde, was einen erheblichen Teil der Mecklenburger Seenplatte mit einschloss. Diese Arbeiten konnte er 1962 zur Dissertation unter dem Titel „Zur Problematik der biologischen Wasseranalyse“ an der Universität Leipzig führen. Bereits 1959 erstellte er ein biologisches Gütebild der Elbe von Schmilka bis Boizenburg.
Im Rahmen der Gewässerüberwachung beschäftigte er sich mit wassergütewirtschaftlichen Fragen der Zucker- und Stärkeindustrie. Die dabei erworbenen umfangreichen abwassertechnischen Kenntnisse verwertete er bei der Erarbeitung des DDR-Standards „Abwässer aus Zuckerfabriken“.
Für die abschließende Umstellung der Wasserversorgung Magdeburgs auf künstliche Grundwasseranreicherung aus der Letzlinger Heide anstelle von Elbwasser führte Helmut Klapper von 1957 bis 1968 umfassende Untersuchungen zur Rohwasserbeschaffenheit und notwendigen Auslegung der Aufbereitungsanlagen durch. Entsprechende Langzeitbeobachtungen zu diesen Fragen reichten bis 1989. 1964/65 war sein Sachverstand gefragt, als Wasserasseln im Trinkwassernetz der Stadt Magdeburg bekämpft werden mussten, ohne die Versorgung der Bevölkerung zu beeinträchtigen. Hieraus entstand eine Veröffentlichung in einer südafrikanischen Zeitschrift – keine Selbstverständlichkeit unter den damaligen politischen Gegebenheiten in der DDR. In der Folgezeit wurden die Mecklenburgischen Seen systematisch untersucht, begleitet von einem Forschungsauftrag unter seiner Federführung „Eutrophierungsmechanismen in Seen und Maßnahmen zur Verhinderung einer weiteren Eutrophierung“ (1970). Als Nachfolgeprojekt schloss sich die „Tiefenwasserbelüftung“ (1973) an.
Nachdem die Einrichtung, in der Helmut Klapper tätig war, einige Zeit unter Büro für Forschung und Entwicklung – zugehörig zur Wasserwirtschaftsdirektion Halle – firmierte, erfolgte 1974 der Anschluss an das Institut für Wasserwirtschaft Berlin als Außenstelle Magdeburg. In der Folgezeit wurden unter Leitung von Helmut Klapper eine Reihe von Forschungsaufgaben zur Wassergütebewirtschaftung bearbeitet und in die Praxis übergeleitet. Zunehmend ging es hierbei auch um die Entwicklung von Ökotechnologien bei den nachfolgend genannten Vorhaben:
Das UNEP-Symposium über die Eutrophierung und Sanierung von Oberflächengewässern EUTROSYM 1976 in Chemnitz, an dessen Vorbereitung und Durchführung Helmut Klapper wesentlichen Anteil hatte, bot Gelegenheit, über den Ostblock hinaus internationale Kontakte zu knüpfen und die eigene Forschung zu präsentieren. Die Vermittlung eigenen Wissens an Fachkollegen aus Entwicklungsländern im Rahmen des UNEP-Umweltkurses des Centres for International Postgraduate Studies of Environmental Management der TU-Dresden war Helmut Klapper ein wichtiges Anliegen.
1978 habilitierte er sich an der TU Dresden zum Thema “Möglichkeiten und Effektivität der Sanierung von Talsperren und Seen“. Seine anschließende Tätigkeit konzentrierte sich auf die Schwerpunkte der qualitätsgerechten Trinkwasserbereitstellung:
Zu diesen Schwerpunkten war er auch häufig als Gutachter im Vorläuferinstitut des heutigen IGB, dem Institut für Geographie und Geoökologie der AdW der DDR geladen und als streitbarer Diskussionspartner und Vermittler bei den Wissenschaftlern sehr angesehen. Verschiedene originäre Lösungen wurden patentiert. Die wissenschaftlichen Ergebnisse sind in zahlreichen Veröffentlichungen dokumentiert. Für die Praxis wurden zu einigen Ökotechnologien Anwenderrichtlinien erarbeitet. Anwendungsbereite Erkenntnisse fanden ihren Niederschlag in DDR-Standards, wie beispielsweise zur Klassifizierung und Wassergütebewirtschaftung von Seen, die auch internationale Beachtung fanden.
Nach der deutschen Wiedervereinigung war Helmut Klapper als Abteilungsleiter Standgewässerforschung im neu gegründeten Institut für Gewässerforschung des GKSS-Forschungszentrums tätig. Dieses Institut wurde 1995 mit gleichem Aufgabenprofil in das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ eingegliedert. Der Schwerpunkt der Arbeit lag dann auf der Entwicklung und dem Wasserqualitätsmanagement von Tagebauseen aus dem Braunkohlebergbau.
Infolge seiner reichen limnologischen Erfahrungen und seines ausgeprägten Sinns für praktikable Lösungen wurden Helmut Klapper die Begutachtung einer Vielzahl von Standgewässern angetragen, die regional insbesondere für das Erholungswesen und Fischerei erhebliche Bedeutung besitzen. Das war auch im Rentenalter so. Helmut Klapper wurde in verschiedene Gremien berufen. Vor 1990 war er Mitglied in den wissenschaftlichen Räten der Hauptforschungsrichtung Ökologie im Vorstand der Biologischen Gesellschaft der DDR, der Ingenieurschule für Wasserwirtschaft und für Grundlagen der Umweltgestaltung und des Umweltschutzes beim Präsidium der Akademie der Wissenschaften. 1990 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften zu Erfurt gewählt.
1980 erhielt er die Facultas Docendi für das Fachgebiet Hydrobiologie an der TU Dresden, wo er als Gastdozent wirkte. 1992 wurde er zum Honorarprofessor für das Fachgebiet Limnologie an der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg berufen. Helmut Klapper zeichnete sich bis weit in das Rentenalter durch eine rege Lehr-, Vortrags- und Publikationstätigkeit aus. 214 Publikationen zählte Helmut Klapper bis 2007, 30 davon nach Erreichen des Rentenalters. Er ist Autor und Mitherausgeber einiger bedeutender Fachbücher zum praktischen Gewässerschutz, der angewandten Limnologie und auch der Grundlagenforschung. Hier seien hervorgehoben:
Nach seiner Pensionierung übernahm Helmut Klapper einen Lehrauftrag an der Hochschule Magdeburg-Stendal zum Wasserqualitätsmanagement von Standgewässern. Erst ein knappes halbes Jahr vor seinem 80. Geburtstag hielt er seine letzte Vorlesung, trotz eines zwischenzeitlich erlittenen Schlaganfalls.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sein Wirken in und an den Gewässern Spuren im überaus positiven Sinne hinterlassen hat. Seine Maxime für die Gewässerrestaurierung und ‑reinhaltung, insbesondere auch einfache Mittel und Möglichkeiten zu nutzen, wird von vielen Fachleuten für den Gewässerschutz, an deren Aus- und Weiterbildung er mitwirkte, regional umgesetzt. Die Wertschätzung, die Helmut Klapper daraus erwachsen ist, fasste Prof. Heinz Bernhardt in seinem Geleitwort für Helmut Klappers „Eutrophierung und Gewässerschutz“ so zusammen: „Wäre das Buch noch nicht geschrieben, man müsste den Autor bitten, dies sofort zu tun.“
Die Autor*innen sind dankbar für die gemeinsame Arbeit mit Helmut Klapper, als Lehrer, Vorgesetzter, Fachkollege und, nicht zuletzt, menschlich sehr angenehmer Partner.
Martin Schultze, Karsten Rinke, Michael Hupfer, Brigitte Nixdorf