Wir trauern um Dr. rer. nat. Wolfgang Schmitz, der am 9. Januar 2024 plötzlich und unerwartet verstarb (19.03.1959- 09.01.2024).
Nach seinem Studium der Chemie und der Geographie für das Lehramt der Sekundarstufen II und I an der Universität zu Köln und der Promotion 1990 am Institut für Anorganische Chemie der Universität zu Köln über tert.-Butyldifluorphosphan-Komplexe des Rutheniums folgte am Studienseminar Köln das Referendariat und die Tätigkeit als Lehrer. 1994 übernahm er eine Mitarbeiterstelle an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe zunächst als Akademischer Rat, dann als Akademischer Oberrat am heutigen Institut für Chemie.
Dr. Wolfgang Schmitz wurde für sein Engagement, seine Begeisterung für Chemie, die er in der Arbeit mit Studierenden perfekt weitergeben konnte, von allen außerordentlich geschätzt. Mit großer Hingabe und großem Enthusiasmus hat er sich dem Karlsruher Kinderlabor gewidmet, um Grundschulkindern die Welt der Chemie nahezubringen. In zahlreichen Veranstaltungen der Lehrerfortbildung steckte er andere mit seiner Begeisterung an und warb damit zugleich für seine Wissenschaft und seine Hochschule. Ein besonderes Anliegen war ihm stets die Internationalisierung der Ausbildung von Lehrkräften. Er war maßgeblich bei der Entwicklung der interdisziplinären Lehrveranstaltung „Projekt Wasser“ beteiligt. Zahlreiche Lehrveranstaltungen mit Kollegen von Nachbardisziplinen zeugen von seinen vielschichtigen Interessen und seiner Kollegialität.
Wolfgang war DGL-Mitglied seit 2005. Seit 1999 nahm er regelmäßig an Tagungen der Gesellschaft teil. Mit seinen Vorträgen zu chemischen Aspekten der Limnologie und ihrer Vermittlung war er eine feste Größe mit einer großen treuen und beständig wachsenden Fan-Gemeinde. Ob zur Farbenchemie von Krebspanzern und Muschelschalen, zu Sauren Seen, Huminstoffen im Wasser, zu Methoden der chemischen Nährstofffällung in hypertrophen Gewässern, zu Medikamenten und Hormonen im Abwasser und im Trinkwasser, zu Byssusfäden: die Palette seiner Themen war breit. Zu Mikroplastik lieferte er bereits bei der DGL-Tagung 2014 einen Beitrag, und damit genau zum Beginn des aufkommenden großen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Interesses. Er war einer der Mitbegründer der „Aktionstheke Wasser und Bildung“, eines völlig neuen Tagungsformates.
Er verhielt sich dabei stets wie ein Rheinländer: hilfsbereit, humorvoll, mit der Fähigkeit zum Feiern, der Begeisterung an gutem Essen und offen für viele kulturelle Dinge.
Wir alle vermissen Wolfgang sehr.
Andreas Martens & Gerhard Schoolmann
Eine der vielen persönlichen Erinnerungen: Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Limnologie (DGL) 2011 in Weihenstephan war Wolfgang mit dem Vortrag „Mit Chemie gegen saure Seen: Modellexperimente zur Gewässerversauerung“ angekündigt. Der Hörsaal der Sektion war voll. Wolfgang hatte von vorherigen Tagungen bereits eine Fangemeinde, auch im Präsidium der DGL, denn er konnte chemische Aspekte im Zusammenhang mit Süßwasser sehr gut, einfach und anschaulich erklären.
Während seines Vortrages, etwa bei der dritten Powerpoint-Folie fiel plötzlich die Hörsaaltechnik völlig aus. Es ging absolut nichts. Wolfgang schaute zu uns Karlsruhern hoch – und wir schauten ihn an, in unseren Augen, in unseren Gesichtern: „Wolfgang, jetzt zeig es uns! – Unser spezieller Job ist die Vermittlung!“ – Wolfgang setzte seinen Vortrag fort: Um ihn herum wuselte das Team der Tagungsorganisation. Er beschrieb seine Inhalte allein mit Worten, ohne zu stocken, ohne Kunstpausen, ohne „würde die Technik funktionieren, so sähen Sie jetzt…“. Als die Technik nach etwas sechs Minuten wieder funktionierte und seine Powerpoint-Folien auf der Leinwand zu sehen waren, wiederholte er nichts, er führte seinen Vortrag – jetzt wieder medienunterstützt – punktgenau inhaltlich dort weiter, wo er gerade war, und als wäre nichts gewesen.– Das war echte Meisterschaft!