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DGL - 40 Jahre für unsere Gewässer
Binnengewässer

Prof. h. c. Dr. rer. nat. habil. Heinz-Dieter Krausch

Am 10. Juli 2020 ist der Hydrobotaniker, Pflanzensoziologe und Limnologe Professor Heinz-Dieter Krausch im Alter von 91 Jahren verstorben (28.09.1928 - 10.07.2020).

Heinz-Dieter Krausch wurde am 28. September1928 in Guben (Niederlausitz) geboren. Er studierte an der Landeshochschule Potsdam (jetzt Universität Potsdam) Biologie, erwarb 1955 das Diplom und promovierte 1959 bei Professor Wolfgang R. Müller-Stoll (1909-1994). Danach war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landschaftsforschung, Zweigstelle Potsdam, bzw. von 1961 bis 1991 in der Forschungsstelle Limnologie am Stechlinsee in Neuglobsow tätig. 1970 habilitierte Heinz-Dieter Krausch an der Martin-Luther-Universität Halle. Schon im Ruhestand, wurde ihm im Jahr 2009 vom Land Brandenburg die Ehrenprofessur verliehen.

 Foto: Klaus Muche, Cottbus

Heinz-Dieter Krausch war ein Fachmann auf vielen Gebieten der Botanik, der Ökologie und des Naturschutzes (Floristik, Pflanzensoziologie, Vegetations-, Landeskultur-, Gartenkultur- und Regionalgeschichte einschließlich ethnobotanischer Namenskunde). Für die Limnologie und Hydrobotanik sind seine umfangreichen Arbeiten über Wasser- und Sumpfpflanzen, ihrer Aut- und Synökologie und ihrer Nutzung zur Bioindikation von sehr großer Bedeutung. Er bearbeitete in den Pflanzengesellschaften des Stechlinseegebietes die Hydro- und Helophyten (I. Die Gesellschaften des offenen Wassers; II. Röhrichte und Großseggengesellschaften. Phragmitetea Tx. & Prsg. 1942; IV. Die Moore) und beschrieb mehrere Syntaxa neu (z. B. „Limno-Charion“ des Süßwassers sensu Krausch 1964: Charetea fragilis F. Fukarek 1961 ex Krausch 1964; Charetalia hispidae Sauer 1937 ex Krausch 1964; Charion fragilis Krausch 1964; „Halo-Charion“ des Salzwassers sensu Krausch 1964: Charion canescentis Krausch 1964). Sowohl in in der Stechlinsee-Monographie (Naturschutzarbeit in Berlin und Brandenburg 10 [1974]) als auch dem Buch „Lake Stechlin: a temporate oligotrophic lake“ (Herausgeber: S. Jost Casper [1985])  bearbeitete Heinz-Dieter Krausch die Kapitel „Das Naturschutzgebiet Stechlin, seine Gewässer und Wälder“, „Die Pflanzenwelt des Großen Stechlin- und Nehmitzsees“, „Die Moore des Naturschutzgebietes Stechlin und seiner Umgebung“ und „Aquatic macrophytes in the Lake Stechlin area; Taxa observed in the Lake Stechlin“. Zusammen mit S. Jost Casper ist er der Verfasser der Bände 23 (1980) und 24 (1981) „Pteridophyta und Anthophyta“ der „Süßwasserflora von Mitteleuropa“, die bis heute die Bibel der Hydrobotaniker sind. 1996 erschien sein Buch „Farbatlas Wasser- und Uferpflanzen“ mit umfangreichen Beschreibungen der Pflanzen, ihrer Lebens- und Wuchsformen, der Florenelemente, ihrer Bedeutung und Nutzung, ihrer Aut- und Synökologie, ihrer Nutzung zur Bioindkation und der naturschutzfachlichen Bedeutung. Auch als Bearbeiter zahlreicher botanischer und limnologischer Beiträge in den Büchern der Reihe „Werte unserer Heimat - Landschaften in Deutschland: Werte der deutschen Heimat“ (Band 15, 1969/2. Aufl. 1970: Potsdam und seine Umgebung; Band 25, 1974: Das Rheinsberg-Fürstenberger Seengebiet; Band 36, 1981 bzw. Band 55, 1994: Burger und Lübbenauer Spreewald; Band 37, 1981: Ruppiner Land; Band 45, 1986: Eisenhüttenstadt und seine Umgebung; Band 53, 1992: Havelland um Werder, Lehnin und Ketzin, Band 57, 1997: Das Feldberger Seengebiet; Band 69, 2006: Brandenburg an der Havel und Umgebung) und in den Monographien über das Feldberger Seengebiet (1985) und über den Tollensesee (1994) trug er mit seinem umfangreichem Wissen einen sehr großen Anteil bei. Für die Nutzung von aquatischen Makrophyten zur Bioindikation sind seine Arbeiten „Stand und Möglichkeiten von Seentypisierung und Gewässerbeurteilung mit Hilfe der Makrophyten„ (1974), „Veränderungen in der Vegetation der Gewässer“ (1978),  „Charakterisierung der Bioproduktion in Seen an Hand der Benthosbesiedlung durch Makrophyten“ (1982), „Anthropogene Veränderungen an Gewässern der Niederlausitz“ (1982) und „Seenklassifizierung mit Hilfe von Makrophyten“ (1992) von besonderer Bedeutung.

Heinz-Dieter Krausch betreute, obwohl er kein Hochschullehrer war, zahlreiche Graduierungsarbeiten (Staatsexamens-, Diplom-, Doktor- und Habilitationsarbeiten) und war für viele Biologen-Generationen ein hilfreicher, kritischer Lehrer und Berufskollege. Auch mit zahlreichen Vorträgen und auf interessanten Exkursionen teilte er vielen interessierten Natur- und Heimatfreunden und Fachkollegen sein umfangreiches Wissen mit.

Die Limnologen-Familie hat einen wissensreichen Fachkollegen verloren, der die Hydrobotanik und Gewässerökologie in Deutschland in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts sehr mit geprägt hat.

Dr. Lothar Täuscher, Berlin

Literatur (Auswahl)

  • Täuscher. L. (1998): Zum 70. Geburtstag von Heinz-Dieter Kausch (incl. Verzeichnis der Schriften von H.-D. K. über aquatische Makrophyten, Wasser- und Sumpfpflanzengesellschaften und ihre Nutzung zur Bioindikation). - Limnologica 28: 237-238.
  • Täuscher. L. (2009): Ehrenprofessur für Dr. rer. nat. habil. Heinz-Dieter Krausch - herzlichen Glückwunsch und einige kritische Anmerkungen zur Wissenschaftspolitik in Deutschland. - Deutsche Gesellschaft für Limnologie (DGL)-Mitteilungen I/2009: 37-38.