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Binnengewässer

Dr. Dietrich Flößner

Dietrich Flößner – international anerkannter Spezialist für Cladocera und Copepoda
Am 20.03.2020 verstarb nach kurzer und schwerer Krankheit der Limnologe und Ornithologe Dr. Dietrich Flößner in Jena. Damit hat die limnologische Gemeinschaft einen national und international sehr geschätzten Wissenschaftler verloren.

Dietrich Flößner wurde am 28.06.1932 in Chemnitz geboren. Er besuchte in Olbernhau/Erzgebirge die Schule und legte dort 1951 sein Abitur ab.  Vor allem durch seinen Vater, Willy Flößner, einem bekannten Floristen und Naturschützer, wurde sehr früh die Verbundenheit zur Natur und zu seinem Hobby „Ornithologie“ gefördert.  Von 1951 bis 1958 studierte Dietrich Flößner in Halle und Leipzig Biologie. Er diplomierte  bei Prof. Dr. Arno Wetzel in Leipzig mit dem Thema „Beitrag zur Kenntnis der Verbreitung und Ökologie der Bergbachtrikladen im Erzgebirge“. Ein Teil der Ergebnisse dieser beachtenswerten Diplomarbeit sind in drei Originalarbeiten publiziert worden.

1959 begann seine wissenschaftliche Laufbahn in der Forschungsstelle für Limnologie in Jena der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Dieser Einrichtung, die später in die Abteilung Limnologie des Zentralinstitutes für Mikrobiologie und experimentelle Therapie der AdW der DDR überführt wurde,  blieb er bis 1991 treu, erst als wissenschaftlicher Assistent, ab 1962 als wissenschaftlicher Oberassistent  und später als wissenschaftlicher Arbeitsleiter. Ab 1992 bis zu seinem Ruhestand 1996 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Ökologie der Universität Jena.

Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit war von 1959 bis 1969 die Erfassung und Ökologie der litoralen Mikrocrustaceen des Stechlinseegebietes. Auf diesem Gebiet promovierte er auch 1963 an der Universität Halle-Wittenberg bei Prof. Dr. J.-O. Hüsing. Diese Arbeiten legten den Grundstein für  seine  herausragenden Werke, einmal im Dahl: Flößner, D., 1972: Krebstiere, Crustacea, Kiemen- und Blattfüßer, Brachiopoda, Fischläuse, Branchiura. Die Tierwelt Deuschlands, 60. Teil, Jena, 501 S. und zum anderen in der umfangreiche und international anerkannte Monographie: Flößner, D., 2000: Die Haplopoda und Cladocera (ohne Bosmidae) Mitteleuropas. Leiden, 428 S.

Von 1969 bis 1984 hat er sich im Rahmen der staatlich verordneten Auftragsforschung in der DDR mit limnologischen Untersuchungen in der Ilm und Saale beschäftigt ohne dabei aber die limnischen Crustaceen aus dem Auge zu verlieren, wie eine Vielzahl in dieser Zeit entstandenen Originalarbeiten beweisen.

Bemerkenswert sind ebenfalls seine paläolimnologischen Untersuchungen von subfossilen Cladoceren aus Seen des Stechlinseegebietes, die im Zeitraum 1985-1996 entstanden, später getragen von einem größerem DFG-Forschungsprojekt unter der Federführung von Prof. Dr. H.-J. Pachur (FU Berlin) und Prof. Dr. S. J. Casper (Uni Jena) sowie seine Beiträge zur Branchipoden- bzw. Copepodenfauna u.a. aus Gewässern in Bulgarien, der Mongolei, Nord-Amerika oder dem Baikalsee.

Dietrich Flößner war darüber hinausgehend ein hervorragender Feldornithologe. Davon zeugen mehr als 40 Veröffentlichungen vorwiegend zur Avifauna von Brandenburg, Sachsen und Thüringen, darunter erste Brutvogelkartierungen im NSG Stechlin und Brutvogelvorkommen im NSG Isserstedter Holz bei Jena.

Insgesamt umfasst die Liste seiner Publikationen etwa 100 Aufsätze. Seine wissenschaftliche Sammlung mit Belegexemplaren zum Schwerpunkt Cladocera und Copepoda befindet sich wie seine Sonderdrucksammlung im Museum für Naturkunde in Berlin, seine Sonderdrucksammlung ornithologischer Arbeiten im Museum der Natur in Gotha.

Dietrich Flößner war ein Kollege der sich nie aufdrängte, aber jederzeit fast unauffällig seine Hilfe, sowohl in wissenschaftlicher als auch in menschlicher Hinsicht, jedem zukommen ließ. Gern denken die Jenaer Kollegen noch an die Zeiten zurück, in denen sie gemeinsame Stunden in der Außenstelle am Stechlin verbrachten, gab es doch auch nach getaner Arbeit viele gemeinsame menschliche Kontakte zwischen den Kollegen. In der Aufbauphase der Forschungsstelle waren alle eine große Familie, die auch die Partner und Kinder mit einschloss. Dietrich Flößner war ein Familienmensch, der die beiden Söhne auf seine stille Art auf das Leben vorbereitete. Kurz vor seinem Tode konnte er noch seinen Urenkel begrüßen, was ihm eine besondere Freude war.

Als ehemalige Mitarbeiter der Limnologie in Jena und am Stechlinsee haben wir Dietrich Flößner als akribisch arbeitenden Wissenschaftler, als integren und kollegialen Mitarbeiter sehr geschätzt. Sein Lebenswerk wird der Limnologie für immer eine Stütze sein.

Rainer Koschel & Diethelm Ronneberger