Am 14. Juni 2024 verstarb Dr. Jochen Schaumburg. Wir, seine Kolleginnen und Kollegen, verlieren einen hochgeschätzten Kollegen und Freund.
Dr. Jochen Schaumburg wurde am 10. Mai 1956 in Marburg/Lahn in Hessen geboren. Durch seine Begeisterung für das Angeln entwickelte sich bereits in seiner Jugend sein großes Interesse für die Gewässer und deren Biologie. So begann er ein Studium der Biologie an der Philipps-Universität Marburg, welches er im Jahr 1983 mit dem Diplom in der Arbeitsgruppe Tierökologie unter der Leitung von Prof. Remmert abschloss. Dort promovierte er 1989 über populationsökologische Untersuchungen von Kleinfischen im Botanischen Garten der Universität Marburg.
Während seiner Promotionszeit war Jochen Schaumburg als wissenschaftlicher Angestellter bei der Oberen Naturschutzbehörde des Regierungsbezirks Kassel für die Ausweisung, Begutachtung und Pflegeplanung von Naturschutzgebieten und in der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Marburg-Biedenkopf tätig. Nach einer Zwischenstation im Umweltschutzamt Kiel wechselte Jochen Schaumburg 1990 als Wissenschaftlicher Angestellter ins Bayerische Landesamt für Wasserwirtschaft nach München. Dort wurde er mit unterschiedlichen Führungsaufgaben der Sachgebiete „Qualitative Hydrologie“ betraut, bis er 2001 die Leitung des Referats „Oberirdische Gewässer qualitativ“ übernahm. Seit 2006 leitete Jochen Schaumburg im neu gegründeten Bayerischen Landesamt für Umwelt das Referat „Ökologie der Seen“.
Während seiner über 30-jährigen Tätigkeit in der bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung war Jochen Schaumburg in zahlreichen nationalen und internationalen Fachgremien und Arbeitskreisen tätig. So engagierte er sich unter anderem in der AG Baggerseen der Deutschen Gesellschaft für Limnologie, der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB), der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau (IKSD), den Expertenkreisen der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser - Seen und Fließgewässer sowie bei der Interkalibrierung der Bewertungsverfahren nach EG-Wasserrahmenrichtlinie für Fließgewässer und Seen (Expertgroup for the lntercalibration of Rivers and Lakes). Eine Vielzahl an limnologischen Projekten zur Trophieindikation, Seeuferbewertung, Kleinseen- und Seenbewertung tragen seine Handschrift. Als Obmann im Expertenkreis Seen der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser zeichnete ihn neben seinem umfassenden Fachwissen seine Souveränität und sein Kommunikationsvermögen aus. Seine Begeisterung für neue anspruchsvolle Themen steckte an. Unter seiner Projektleitung stand auch die Verfahrensentwicklung zur ökologischen Zustandsbewertung von Fließgewässern und Seen anhand der biologischen Qualitätskomponente Makrophyten und Phytobenthos (PHYLIB), ein wichtiger Baustein zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Deutschland.
Alle, die Jochen Schaumburg kennenlernen durften, schätzten seine unglaubliche fachliche Kompetenz. Sein Grundlagenwissen erstreckte sich über die Botanik und Zoologie gleichermaßen, umfasste die Ökologie sowie den Naturschutz terrestrischer, limnischer und auch mariner Systeme. Ob bei ornithologischen Exkursionen im Kollegenkreis oder beim Tauchen in unterschiedlichsten Seen überraschte er mit seiner unerschöpflichen Artenkenntnis. Seine besondere Liebe galt den bayerischen Seen, für die sich Jochen Schaumburg als national und international höchst geschätzter Experte einsetzte. Aber auch das Meer lockte ihn mit seiner artenreichen Flora und Fauna. Insbesondere der Walhai hatte es ihm angetan. Leider ist er ihm nie in freier Natur begegnet.
Mit dem Tod von Jochen Schaumburg verlieren wir nicht nur einen kompetenten und engagierten Kollegen. Er war vor allem ein liebenswerter, einfühlsamer, lebensfroher und humorvoller Mensch. Wir werden Jochen Schaumburg in liebevoller Erinnerung behalten.
Dr. Folker Fischer, Gudrun Plambeck, Antje Köhler, Christine Schranz, Dr. Martin Mörtl sowie im Namen aller seiner Kolleginnen und Kollegen