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DGL - 40 Jahre für unsere Gewässer
Binnengewässer

Dr. Gerd-Oltmann Brandorff

Am 19.3.1946 wurde Gerd-Oltmann Brandorff als zweiter von drei Söhnen in Oldenburg bei Bremen geboren. Sein Vater war Lehrer. Aufgewachsen ist Gerd in Delmenhorst. Während der letzten drei Schuljahre hatte Gerd einen Biologie-Lehrer, der den Unterricht so interessant gestaltet hat, dass Gerd sich entschloss, Biologie zu studieren. 1966 legt Gerd das Abitur ab und verbrachte anschließend seinen Bundeswehrdienst nahe Bremen.

Zum Studium ging Gerd 1967 nach Kiel mit dem Ziel, Meeresbiologe zu werden. Während eines Praktikums an der Biologischen Anstalt Helgoland lernte Gerd Herrn Prof. Dr. Harald Sioli kennen, Leiter des Max-Plack-Institutes für Limnologie in Plön und verantwortlich für die Kooperation mit dem Instituto Nacional de Pesquisas da Amazonia (INPA) in Manaus. Dieses Treffen mit Prof. Sioli führte dazu, dass Prof. Sioli an Gerd seine über viele Jahre im Amazonasgebiet gesammelten Planktonproben übergab, damit dieser hierüber seine Diplomarbeit schreiben konnte (Brandorff 1972).
Nach Abschluss der Diplomarbeit ging Gerd von 1974-1976 im Rahmen des Zusammenarbeitsvertrages zwischen dem INPA und dem Plöner Max-Planck-Institut nach Manaus, um unter der Anleitung von Prof. Sioli seine Doktorarbeit über das dortige Zooplankton zu schreiben. Nach der Feldarbeit am Amazonas und einigen seiner Nebenflüsse zog er nach Plön, um dort die Proben weiter auszuwerten und die Doktorarbeit abzuschließen (Brandorff 1977).

Durch eine in der Jugend nicht ausgeheilte Nierenentzündung wurde Gerd nach seinem Aufenthalt am Amazonas zum Dialysepatient. Zwei Spendernieren haben Gerd für eine Weile von seinem Leiden befreit. Die Suche nach einer Arbeitsstelle gestaltete sich aufgrund seiner Krankheit schwierig. Ein Beauftragter für Schwerbehinderte vermittelte ihm eine unbefristete Stelle bei der Umweltbehörde in Hamburg. Im Rahmen dieser Tätigkeit kümmerte sich Gerd vor allem um die Flüsse im Stadtgebiet von Hamburg.

Von 1992 bis 2002 unternahm er jedes Jahr eine Reise nach Südamerika mit dem Schwerpunkt Brasilien, teils mit seinen beiden Kindern aus erster Ehe, 2016 mit seiner Jugendfreundin Helga Schlüter. In Brasilien hielt er auch Vorträge und leitete KurseBeim BUND in Deutschland war er auch tätig. Er leitete die Arbeitsgruppe "Gewässer" und hielt viele Vorträge.

Im Ruhestand kümmerte er sich zusammen mit Helga Schlüter von Bremen aus um das Plankton in der Wesermarsch. Ein Ergebnis dieser Untersuchungen der Wesermarsch war u.a. die Entdeckung von Skistodiatomus pallidus, eine invasive Ruderfußkrebs-Art aus Nordamerika (Brandorff 2011). Zusammen mit seinen Freunden Werner Hollwedel und Burkhard Scharf untersuchten die drei den Bremer Stadtgraben, wobei Gerd noch einen Überblick über die historische Entwicklung des Stadtgrabens erarbeitete und beifügte (Brandorff et al. 2013).

Im Laufe seines Lebens hat Gerd 24 wissenschaftliche Artikel vorwiegend über südamerikanische Ruderfußkrebse (Copepoda) veröffentlicht und fünf neue Arten beschrieben. Seine Arbeit wurde dadurch gewürdigt, dass sieben neue Arten den Artnamen brandorffi n. sp. erhielten. Mit seinen Publikationen hat er einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Produktion der Zusammenarbeit zwischen dem INPA und dem Plöner Max-Planck-Institut geleistet.

Gerd war schon lange ein sehr guter Fotograf. Als ihm die Arbeit mit dem Mikroskop zu Hause zunehmend schwerfiel, verlegte er seine Aktivitäten auf das Fotografieren. So gibt es eine hervorragende Sammlung von Fotografien von Bremer Häusern. Jedes Jahr erstellte Gerd einen großen Fotokalender, der im Hausflur aushing und alle Hausbewohner und Gäste sehr erfreute.

Für uns war es sehr erstaunlich, dass Gerd nie über seine Krankheiten geklagt hatte. Sein Motto "Selbstmitleid würde mich schnell zerstören" hat er konsequent befolgt.

Gerd verstarb am 12.3.2024.

Gerd-Oltmann, Du warst ein lieber, hilfsbereiter Freund und eine besondere Persönlichkeit! Wir werden Dich nicht vergessen.

Burkhard Scharf & Helga Schlüter